Geschichte

Turn- und Sportvereinigung 1887 - 1899 Ginsheim e. V.

Die Chronik

Die Turn- und Sportvereinigung 1887 - 1899 Ginsheim e.V. , kurz TSV Ginsheim genannt, ist ein lokaler Sportverein der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg, dessen Vorgängerorganisation bereits 1887 gegründet wurde.

Im Jahr 1950 wurde die TSV Ginsheim unter den Namen "Turn- und Sportvereinigung 1887 - 1899" in den Landessportbung Hessen aufgenommen. Der Name "Turn- und Sportvereinigung 1887 und 1899 e. V." soll bewußt an die beiden damals gespaltenen Vereine, den Turnverein von 1887 bis 1950 und der Freien Turnergemeinde von 1899 bis 1933, erinnern.

Beginn des Turnens in Ginsheim vor 1887

Ab 1861 bemühten sich einige junge Ginsheimer gemeinsam mit dem Lehrer Amelung um die Gründung eines Turnvereins. Bei der Gründungsversammlung im Frühjahr 1863 meldeten sich bereits 28 Mitglieder an. Der Lehrer wurde zum Vorsitzenden gewählt. Da er aber bald darauf versetzt wurde, übernahm der Turnwart Adam Rauch das oberste Vereinsamt. Danach leiteten Friedrich Philipps und Heinrich Schorr die Geschicke des Vereins, der nur bis 1867 bestand. Gleich nach der Vereinsgründung wurden umfängliche Statuten erarbeitet, die das großherzogliche Kreisamt 1863 ohne Beanstandungen genehmigte. Damit war zugleich die Erlaubnis zur Vereinstätigkeit verbunden.

In § 1 heißt es: "Der Zweck des Vereins ist, Ausdauer, Kraft und Gewandtheit des Körpers, Hebung des Geistes und regen deutschen Sinn. durch folgende Mittel zu erzielen:

a. Turnübungen,
b. Turnfahrten, gewöhnliche und mit Hindernissen,
c. Turngesang, ein- und vierstimmiger,
d. Vorträge und ähnliche Bildungsmittel."

Die Turnstunden begannen auf dem Hof der Vereinsgaststätte Kirschner. Das notwendige Gerät (Reck, Barren und Sprungständer) hatte der einheimische Wagner Dauborn angefertigt Die Bezahlung erfolgte erst nach und nach, vorwiegend durch die eingehen- den Mitgliedsbeiträge. Der Verein war sehr um äußere Ordnung bemüht. Das belegt der nachfolgende Strafenkatalog, der am 13.06.1863 vom Ginsheimer Turnrat - heute sagen wir Vorstand - beschlossen wurde.

Festsetzung der Strafen über einzelne Vergehen

1) Versäumnisse der Turnstunden ohne genügende Entschuldigung: 6 Kreuzer Strafe

2) Wer in der Stunde zu spät kommt, ohne sich auszuweisen, zahlt 3 Kreuzer Strafe

3) Wer absichtlich eine vorgemachte Übung nicht macht, zahlt  2 Kreuzer Strafe

4) Wer nach Schluß der Turnstunde an die Geräte geht, zahlt  3 Kreuzer Strafe

5) Wer absichtlich Störung in der Turnstunde verursacht, zahlt  3 Kreuzer Strafe

6) Wer sich den Ermahnungen des Turnwarts, Vorturners und Turnlehrers widersetzt, zahlt 9 Kreuzer Strafe

Ob und wie häufig diese kleinen Geldstrafen ausgesprochen wurden, geht aus den Aufzeichnungen nicht hervor. Aber vom Turnen haben diese Regelungen nicht abgehalten. Denn der Übungsplatz wurde bald zu klein. Der Verein wechselte zunächst auf den Schießplatz (zwischen Ring- und Friedrich-Ebert-Straße) über. Ende 1863 war der Verein auf 4 Zöglinge (14 bis 16 Jahre alt), 30 aktive und 24 inaktive Mitglieder angewachsen.

Am 23.10.1864 wurde die Turnsaison erstmals mit einem Abturnen beschlossen. Die Teilnehmer zogen mit Musik vom Vereinslokal zum Turnplatz und zeigten dort, was sie den Sommer über gelernt hatten. Am Abend wurde getanzt. 1864 wurden mit Hilfe des Schützenvereins die Arbeiten für einen Turnplatz im Dansen begonnen, der am 25.05.1865 mit einem größeren Fest eingeweiht wurde. Der Chronist schreibt, daß es auch vom Wetter her ein heiterer Tag gewesen wäre. An den turnerischen Vorführungen nahmen aus Ginsheim 24 aktive und 3 Zöglinge teil. Außerdem waren 150 fremde Turner aus Bodenheim, Dietesheim, Flörsheim, Rüsselsheim und Weisenau gekommen. Vereine aus Finthen, GroßGerau und Mainz hatten Deputationen geschickt. Außerdem wurde das Fest durch einen 80-Mann-Chor, den die Gesangsvereine aus Ginsheim, Bauschheim und Königstädten stellten, verschönert. Zu diesem Fest wurden auch erstmals die rot! weißen Vereinsmützen getragen.

Im Jahre 1866 wurde die allgemeine politische Lage wieder schwierig. Im Krieg zwischen Preußen und tisterreich kämpften auch kurhessische und nassauische Soldaten sowie Truppen aus Frankfurt auf Seiten tisterreiehs. In unserer Region gingen die Kriegshandlungen bis nach Aschaffenburg. Dort siegten die Preußen in einem größeren Gefecht. Durch die Nöte der Zeit erlahmte in Ginsheim das Interesse am Turnen. In der von Philipp Wolf gefertigten Abschrift der ersten Vereinschronik heißt es am Schluß:

"Da das Bestreben zum Turnen immer mehr erlosch, der Turnverein zugleich auch Gesangsverein war, so ging der Turn-Gesangsverein am 3. November 1867, mit noch 14 Mitgliedern bestehend, mit sämtlichem Inventarium zu dem I. Gesangsverein über.

Nach Beschluß wurden diese Mitglieder, weil das bewegende Turnervermögen als Eigentum an den I. Gesangverein fiel, von dem damals üblichen Eintrittsgeld befreit. Diese beiden Vereine bildeten nun ein Ganzes unter dem Namen Gesangsverein I zu Ginsheim.

In den folgenden 20 Jahren gab es dann in Ginsheim kein Vereinsturnen mehr.

Die vollständige Chronik folgt demnächst.

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